Am 07. Juni 2017 veranstaltete Shabka gemeinsam mit dem Young Strategists Forum (YSF) einen spannenden Salon, in dem sieben Themen der internationalen Politik diskutiert wurden. Dieser Salon diente der Vorbereitung eines Workshops, den Shabka gemeinsam mit dem YSF Anfang 2018 veranstalten wird.
Die Idee
Im März 2018 will Shabka gemeinsam mit dem YSF des Instituts für Friedenssicherung und Konfliktmanagement den “Future Strategists Hub” (FSH) veranstalten. Ziel ist es, einer jungen „strategischen Community“ die Möglichkeit zu bieten, entlang von aktuellen Themen der Internationalen Politik Fertigkeiten, Instrumente und Konventionen der strategischen “Szene” zu vermitteln. Damit soll es jungen “NachwuchsstrategInnen” ermöglicht werden, Anschluss an die professionelle Politikberatung und politiknahe Analyse zu finden. Die Ergebnisse des FSH sollen in schriftlicher Form an EntscheidungsträgerInnen übermittelt werden, sowie bei einer abschließenden Pressekonferenz präsentiert werden.
Geplant ist es den FSH entlang von verschiedenen Themen inhaltlich zu strukturieren. Diese Themenschwerpunkte sollen wiederum an Regionen bzw. Akteure gebunden werden. Ein Beispiel wäre das Thema Zivilgesellschaft im Konflikt, dass wir gerne anhand von Herausforderungen verschiedener zivilgesellschaftlicher Akteure der Staaten der MENA-Region behandeln wollen.
Im Salon Shabka diskutierten wir Anfang Juni 2017 im großen Kreis die ersten groben Themenvorschläge, um die relevantesten Themenblöcke inhaltlich zu verdichten sowie kritische Kommentare und Expertise einfließen zu lassen.
Die Diskussion in Kleingruppen
In zwei Kleingruppen diskutierten wir unter Moderation von Lara Weisz, Michael Zinkanell und Lukas Wank folgende Themen:
- Wirtschaft – China
- “Digitalisierung”/Kommunikation – Global, Vermittlung des Themas strategische Kommunikation
- Propaganda bzw. “Fake-News” – USA/Russland
- Umwelt/Klima – Afrika
- Evaluierung von Konflikten und Kapazität der Zivilgesellschaft im Konflikt – MENA
- Entwicklungspolitik – Westbalkan
Im Zuge der Diskussion wurde schnell klar, dass viele Themenbereiche für eine tiefergehende Diskussion zu breit angelegt sind. Obwohl alle Themen kritisch hinterfragt und unter die Lupe genommen wurden, wurde bei einigen Themen mehr nachgeschärft als bei anderen. Insbesondere die Themenblöcke zur Wirtschaft Chinas, zu Umwelt- und Klimaherausforderungen in Afrika und Digitalisierung haben eine enorme Breite mit, die für eine gezielte Bearbeitung eingeschränkt werden müssen. Auch in der MENA-Region wird man sich für den FSH auf spezifische Fallbeispiele beschränken müssen, um zu relevanten Ergebnissen zu gelangen.
So wurde hinsichtlich Chinas Wirtschaft angemerkt, dass gerade die außenpolitische Rolle Chinas in Afrika, Zentralasien und Nahost stetig zunimmt. Gerade in Zentralasien sorgt das Engagement Chinas in den vergangenen Jahren für enorme Dynamik, die sogar teilweise Russland in den Hintergrund drängt. Vielfach ist es so, dass neben China eher die Türkei als ein zentralen Akteur in der Region gesehen werden kann. Ein zentraler Vorteil für die chinesischen Wirtschaftsbeziehungen in der Region sind insbesondere die Landwege, besonders sichtbar ist das in Tajikistan. Insgesamt steht China in der Region für langfristiges Commitment und Denken, dass allerdings auch teilweise mit gewaltigen Problemen einhergeht. Interessant für den FSH wird u.a. die Frage werden, ab wann China Interessen anderweitig als mit Geld durchsetzen wird und ob das in Zukunft überhaupt eine Rolle spielen könnte. Zudem kommt die One Belt One Road Initiative Chinas hinzu, die nicht nur wirtschaftliche sondern auch strategische Implikationen mit sich bringt. Auch sie soll beim FSH in den berücksichtigt werden.
Viele wertvolle Fragen wurden auch in der Diskussion zu Zivilgesellschaft in der MENA-Region gestellt. Eine Diskussionsfrage war beispielsweise, was passiert, wenn die Zivilgesellschaft in Konflikten langfristig marginalisiert wird. Diese Frage stand für die DiskussionsteilnehmerInnen in direktem Bezug zu Flucht und Vertreibung (Push und Pull Faktoren) und ist in Anbetracht der sogenannten “Flüchtlingskrise” ein dramatischer Kristallisationspunkt. Vor allem gibt es eine direkte Verbindung von diesem Thema zur Rolle der EU, etwa hinsichtlich der Interventionen im Mittelmeer (Rolle der Zivilgesellschaft in EU Einsätzen) oder der Umgang der EU mit dem Vakuum in Libyen. In diesem Zusammenhang wurde angemerkt, dass die Zivilgesellschaft im arabischen Raum auch medial wieder in ein positiveres Licht gerückt werden muss: keine Verallgemeinerung von Bevölkerungen, keine stereotypische Medienberichterstattung, mehr positive Nachrichten z.B. durch die Hervorhebung persönlicher und kollektiver Bedürfnisse.
Auch die Erkenntnisse der Diskussion zu Digitalisierung machten klar, dass das Thema an einer spezifischen Frage festgemacht werden muss, um es für den FSH zu fassen. Beispielsweise könnte der bildungspolitische Zugang Schwedens bezüglich Digitalisierung interessante Ansatzpunkte bieten. Unter anderem zielt dieser darauf ab, “fake news” zu hinterfragen indem kritisches Denken gefördert wird. Von den TeilnehmerInnen wurde im Bereich Digitalisierung demnach eine Aufgabe im Bildungskontext, z.B. Digital Literacy, identifiziert. Ebenfalls wurde die Rechtsgrundlage für eine Bewältigung der Herausforderung durch Hasspostings und -kommentaren als extrem herausforderndes Feld hervorgehoben. Hasspostings – als Ausfluss generell schlechter Diskussionskultur – zu bekämpfen stellt vielfach als eine reine Symptombekämpfung dar.
Future Strategists Hub
All jene, die am FSH interessiert sind, werden auf Shabka.org ab sofort laufend neue Informationen dazu zu finden.
Salon Shabka
Der Salon will Raum für politische und gesellschaftliche Diskussionen schaffen. Alle paar Wochen kommen wir zusammen, um uns abseits des sehr hektischen, raschen öffentlichen Diskurses, in dem oft simplifiziert wird, Argumente nicht gehört werden und sich meist der/die Stärkere durchsetzt, auszutauschen.
In diesem Rahmen soll intensiv und kontrovers, differenziert und abwägend, detailliert und kontextualisiert diskutiert werden. Gleichzeitig wollen wir auch der Atmosphäre akademischer Gesprächszirkel entgegenwirken, in der ein offenes Gesprächsklima meist auch nur selten der Fall ist. Kommentare und kritische Anmerkungen sind daher im Salon sehr willkommen.