Von der Ortschaft Vučjak im Westen Bosnien-Herzegowinas versuchen Migranten über die EU-Außengrenze nach Kroatien zu gelangen.
Die sogenannte Balkanroute war das Schlagwort im Sommer 2015. Knapp 700.000 Migranten zogen, von der Türkei kommend, über Griechenland nach Mazedonien und weiter durch Ungarn oder Serbien nach Zentral- und Nordeuropa. Das Abkommen zwischen der EU und der Türkei 2016 trug dazu bei, dass immer weniger Menschen diese Strecke nutzten. Doch seit Anfang 2018 versuchen zusehends mehr Migranten über Bosnien-Herzegowina in die EU einzureisen. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hielten sich im Oktober 2019 etwa 25.000 Migranten in Bosnien auf. Von der kleinen Ortschaft Vučjak im Westen des Landes versuchen viele über die EU-Grenze nach Kroatien zu gelangen.
Die Ortschaft Vučjak in Westbosnien liegt nur wenige Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt.
Im Zeltlager am Rande von Vučjak leben zurzeit etwa 600 Migranten, der Großteil von ihnen kommt aus Afghanistan und Pakistan. Das Lager ist von internationalen Hilfsorganisationen wie UNHCR nicht anerkannt. Das Rote Kreuz von Bihać ist die einzige Organisation, die den Menschen im Lager hilft. Ende Oktober haben Ärzte Ohne Grenzen eine kleine Station außerhalb des Lagers eröffnet, wo sie Einwohner des Camps medizinisch betreuen.
Weder gibt es fließendes Wasser, noch ist das Lager an das Stromnetz angeschlossen. Ein Tanklaster bringt zweimal am Tag Wasser aus der zehn Kilometer entfernten Stadt Bihać.
Zweimal am Tag verteilt das Rote Kreuz Essen, doch neben dem Personal sind auch finanzielle Mittel knapp. Die Rotkreuz-Helfer fühlen sich von der Regierung in Sarajevo im Stich gelassen. Die Flüchtlinge bekommen zwei Scheiben Weißbrot und mit Glück eine Dose Fisch.
Um die magere Kost aufzubessern, versorgen die Menschen sich so gut es geht selbst.
Jemand hat einen Generator angeschafft, wo Smartphones und Powerpacks aufgeladen werden können.
Noch gibt es ein paar warme Herbsttage, doch das Camp ist nicht für die kalte Jahreszeit geeignet. Es fehlt an warmen Decken, die Zelte sind nicht winterfest.
Der Weg nach Kroatien. Laut Rotem Kreuz seien bisher 20.000 Menschen durch Vučjak Richtung EU-Außengrenze gegangen.
Am 15. November soll das Lager bei Vučjak geschlossen werden. Was mit den Flüchtlingen geschehen wird, ist ungewiss. Das Rote Kreuz von Bihać hofft, dass die Regierung bis dahin eine Lösung gefunden hat.