Ein Leserbrief zur Titelgeschichte „Die Stars der Philosophie“, profil Nr. 20/2018
Vorneweg sei der Autorin Angelika Hager gedankt für diesen wichtigen Aufmacher. Die Autorin argumentiert, dass gerade in Zeiten existenzieller Krisen die Philosophie eine begrüßenswerte Renaissance erlebt. Diesem Argument kann nur vollinhaltlich zugestimmt werden. Weiters spricht Sie sich für die Philosophie, die sie im Gegensatz zu anderen Wissenschaft, den Weg nach vorne weisen kann. Soziologie, Psychologie und Politologie scheitern an dieser Stelle aufgrund ihrer empirischen Ausrichtung.
Hier ist es uns ein Anliegen einzuhaken. Unseres Erachtens wird hier zu sehr außer Acht gelassen, dass die genannten Wissenschaften vor allem in ihrer kritischen Ausprägung wertvolle Beiträge zu gesellschaftlichen Debatten und existenziellen Fragen bringen anstatt nur rein affirmativ bestehende Verhältnisse empirisch zu erheben. Die Soziologie, Psychologie und Politologie bieten wertvolle Nährböden und Gelegenheiten, Fragenkomplexe wie Digitalisierung, Globalisierung und Ressourcenknappheit zu betrachten.
Über die Hintergründe für die Kritik der Autorin an den genannten Wissenschaften kann nur spekuliert werden. Vielleicht liegt einer der Gründe in der Entwicklung transdisziplinärer Forschungsansätze, wie etwa „Global Studies“, die sich einer „sortenreinen“ disziplinären Einordnung in den traditionellen Wissenschaftskanon verwehren. Gerade aufgrund der Komplexität zukünftiger Herausforderungen ist diese Transdisziplinarität aber eine wesentliche Notwendigkeit. Mitunter könnte auch die verkürzte Darstellung an den betrachteten Orten, an denen wissenschaftliche Auseinandersetzung erfolgt, liegen. Weitet man den Blick auf zivilgesellschaftliche Initiativen, die (nicht nur) in den letzten Jahren immer mehr an Fahrt aufnehmen, aus, so findet man sehr wohl eine Vielzahl engagierter, junger Forscherinnen und Forscher, die sich anschicken, Fragestellung der Zukunft kritisch zu hinterfragen und die dahinter verborgenen Macht- und Herrschaftsverhältnisse zu analysieren. Diesen fehlt zuweilen der Zugang zu klassischen Publikationsforen; eine Erweiterung dieser wäre daher wünschenswert. Zudem ist gerade auf zivilgesellschaftlicher Ebene die von der Autorin angesprochene Männerlastigkeit nicht gegeben.