Eine Buchbesprechung von Maximilian Lakitsch zu Sicherheitsinteressen, aktiver Friedenspolitik und der Militarisierung der internationalen Beziehungen.
Die EU-Politik ist grundsätzlich kein flutschiges Thema. Dem noch nicht genug. Wenn sich das Thema Sicherheitspolitik dazugesellt, steht das Buch im Verdacht, trocken zu werden. Mitnichten. Wenn der Friedensforscher Thomas Roithner EU-Sicherheit journalistisch seziert, so kann man sich auf Grundsätzliches gefasst machen. Das dicke Fragezeichen hinter den Götterfunken bietet einen Vorgeschmack.
Roithner hat in diesem Buch durchwegs spannende und neue Aspekte recherchiert und aufbereitet. Die EU hat knapp drei Dutzend Auslandseinsätze durchgeführt oder am Laufen. 75 % des Personals sind Militärs. Und was tut Österreich? Man schickt gut 90 % Militärs in EU-Einsätze. Beiträge zur Zivilmacht? Der Autor stellt diese Details in größere Zusammenhänge und sieht nicht nur in der EU-Armee eine Militarisierung der internationalen Beziehungen. Die aktuelle Flüchtlingspolitik bestätigt ihn. Er kommt zum Schluss, dass die EU weniger eine Sicherheitsstrategie, sondern vielmehr eine Friedensstrategie braucht und beschreibt dieses Konzept ausführlich. Dabei erläutert er die Zusammenhänge mit globaler Ökonomie, Entwicklung oder globaler Umweltpolitik. Angesichts der Konfliktherde skizziert der Autor auch eine zukunfts- und friedensfähige Weltordnung und spart dabei Österreichs mögliche Rolle nicht aus.
Praktisch sind auch die Vorschläge zum Umgang mit Russland. Fundiert legt der Autor Sicherheitshinweise bei politischem Gasgeruch vor. Aber Roithner sieht auch den Balken im eigenen Auge der EU: Wie glaubwürdig ist die atomare Abrüstungspolitik mit zwei Atombombenstaaten in den eigenen Reihen? Was tun, wenn die BRICS-Staaten als „Gegenmacht“ zum Westen enger kooperieren?
Der Autor versteht sein flüssig und leicht lesbares Buch durchaus als Plädoyer für diplomatische Lösungen, ziviles Krisenmanagement, zivile Krisenprävention, Vertrauensbildung und Wirtschaftsstrukturen, die die Grundbedürfnisse aller befriedigen. Gerechtigkeit und Frieden gehören zusammen. Die „Schönen Götterfunken?“ gehören bei der gerade aufkommenden Frühlingsstimmung auf jeden Schanigartentisch.
Maximilian Lakitsch ist Friedens- und Konfliktforscher an der Universität Graz.
Roithner Thomas: Schöne Götterfunken? Sicherheitsinteressen, aktive Friedenspolitik, die internationale Unordnung und die militärische Entwicklung der EU, Hardcover € 18,99 oder Paperback € 9,99, Wien 2015.