Im Juli 2011 werden vom selbsternannten Kreuzritter Anders Behring Breivik 77 Menschen hingerichtet. Gleichzeitig ruft ein bärtiger, dementer Ex-Boxer in Deutschland zum Jihad auf, die Meinung vertretend, man könne die Lehren des Koran in zwei Minuten erklären. Im selben Jahr rollen saudische Leopard II Panzer durch die Straßen von Bahrain – Menschenrechtsorganisationen sprechen von zahlreichen Toten und tausenden verhafteten Dissidenten. Ein Scharfschütze linst in Aleppo durch ein Gewehr der Marke Steyr. Im April 2013 beweinen Angehörige der Mitarbeiter einer Textilfabrik in Sabhar/Bangladesch ihre verstorbenen Familienmitglieder – die Bilanz: Mehr als 1100 Tote. Im September 2013 wird der griechische Aktivist und Musiker Pavlos Fyssas von Rechtsextremisten ermordet. Im Oktober ertrinken vor Lampedusa 400 Flüchtlinge, auf dem Weg zur EU-Außengrenze. Im Februar 2014 gehen in Bosnien Tausende auf die Straße, um auf die missliche soziale Lage im Land hinzuweisen. Ende Februar steht die Ukraine vor dem Zerfall.
Wenn diese Meldungen überhaupt die österreichische Öffentlichkeit erreichen, dann sitzen die RezipientInnen vor flimmernden Bildschirmen, oder blättern in Zeitungsseiten. Wir streicheln unsere Handydisplays ohne jemals vom chinesischen Zulieferer „Foxconn“ gehört zu haben, auch nicht von Coltanerz. Wir werfen einen befremdeten Blick auf diese Ereignisse, die vermeintlich weit weg, in fernen, „exotischen“ und oft als „unterentwickelt“ bezeichneten Ländern stattfinden, ohne irgendeinem Bezug zur österreichischen Lebenswelt.
Beiläufige Erwähnungen finden die Tatsachen, dass Breivik die FPÖ und das BZÖ in seinem menschenverachtendem Manifest lobend erwähnt, dass die Leopard II Panzer in Bahrain aus deutscher Produktion stammen, dass es sich bei der Fabrik in Sabhar um einen Zulieferer für renommierte Kleidungsmarken handelt. Das Resultat eines bedingungslosen Preiskampfs, dessen Wurzeln in der Jagd nach dem schönsten 5-Euro Pullover liegen, oder Suche nach dem billigsten Smartphone. Es entfällt zwischen den Zeilen, dass die sozialen Zuspitzungen in Griechenland auch Resultat der harten Austeritätspolitik der Europäischen Union sind. Auch vergessen wir gerne, dass das österreichische Innenministerium die Migrationspolitik der EU – bekannt als „Festung Europa“ – nicht nur mitträgt, sondern als „State of the Art“ bezeichnet. Das rege Engagement österreichischer Banken am Balkan findet selten den Weg in die Schlagzeilen und wenn, dann lediglich in der Causa Hypo. Ebenso wenig ist der Medienkrieg ein Thema, der auch hierzulande zwischen westlichen und russischen Positionen um die Deutungshoheit der Krimkrise geführt wird.
Shabka ist…
… Information und Bewusstseinsbildung
Globale Vernetzung ist das Merkmal unserer Generation – ein unabgeschlossener, unfassbarer und oft unzugänglicher Prozess.
Shabka möchte zu einem breiteren Verständnis beizutragen, das Fragen der Globalisierung und der sozialen Gerechtigkeit und globaler Ungleichheit in unserer eigenen Lebenswelt bewusst-macht – und zwar wechselseitig: lokales Handeln hat globale Auswirkungen und umgekehrt. Shabka hat nicht den Anspruch zu belehren, auch nicht EINE heile Welt zu schaffen, sondern gesamtgesellschaftliche Denkanstöße zu liefern. Shabka möchte kritisches Bewusstsein initiieren, Globales und Lokales verbinden – durch einen reflektierten Umgang mit globalgesellschaftlichen Themen.
Als dialogisches Bildungsprojekt versteht sich Shabka als, inklusives Netzwerk, das Sprachrohr und Raum für eine kritische Öffentlichkeit ist. Shabka vereint Aktion und Reaktion, Horizonterweiterung und Dialog.
…eine Wissenschaftskritik
Shabka ist von Handlungsorientierung geprägt. Stellungnahmen zu problematischen Themen stellen eine Notwendigkeit dar – und zwar über scheinbar objektive Analyse hinaus. Die große Herausforderung für die Wissenschaft ist, endlich ihren Elfenbeinturm zu verlassen und mit der Gesellschaft in Dialog zu treten: „Kritische Theorie“ gelesen zu haben bedeutet nicht kritisch zu sein. Kritisch zu schreiben bedeutet auch nicht sich eines unverständlichen Vokabulars zu bedienen, das – in diesem sprechend – „selbstreferentiell“ ist. Im Gegensatz dazu möchte Shabka zu einer Kritikfähigkeit beitragen, die es möglich macht über Tellerränder zu blicken, Fragen zu formulieren und Alternativen anzudenken.
Shabka möchte nicht für die Gesellschaft existieren, sondern mit der Gesellschaft: Dementsprechend orientiert sich sein Schwerpunkt auf konkrete gesellschaftliche Entwicklungen, versucht Leerstellen aufzuzeigen und eine „kosmopolitische Haltung“ anzuregen.
…ein globales Netzwerk
Globale Themen erfordern globalen Dialog – Entgrenzung spielt deswegen eine wesentliche Rolle. Shabka möchte nicht nur eine Plattform sein, die in ihrer nationalen Schublade verhaftet bleibt, sondern die Möglichkeit für Interaktion auf globaler Ebene bieten, wo Themen kontrovers und aus umfassenden Perspektiven beleuchtet werden können und so ein Raum für gemeinsames Lernen eröffnet wird.