Um die Gefahr, die Islamisten für die Christen im Nahen Osten darstellen, zu veranschaulichen, werden gerne Kirchenvertreter herangezogen. Gegen diese Praxis ist prinzipiell nichts einzuwenden, allerdings sollte man sich immer genau ansehen mit welchen Kirchenvertretern man es zu tun hat.
Im Fall von Syrien stehen Kirchenvertreter, die besonders laut und schrill die Gefahren für Christen anprangern, oftmals in einem Naheverhältnis zum Assad-Regime. Ein prominentes Beispiel ist die Nonne Agnes Mariam de la Croix, die ganz offensichtlich Propaganda für das Regime im Ausland betreibt und der schon so mancher Journalist auf den Leim gegangen ist. In Zeiten, wo Assad und seinem Regime der Zugang zu westlichen Medien fehlt, eignen sich Kirchenvertreter besonders gut, um die Berichterstattung zu beeinflussen. Sie appellieren dabei vordergründig an die Solidarität mit der bedrängten christlichen Minderheit. Mutter Agnes hat das bisher mit besonders großem Erfolg getan, u.a. war sie eine der Quellen der FAZ für die umstrittene Geschichte über das Massaker im Dorf Houla, indem die Urheberschaft des Massakers von Assad-treuen Milizen angezweifelt wurde.
Endgültig gefallen ist die Maske von Mutter Agnes als der frommen Botschafterin der Liebe nach dem Einsatz von Giftgas in der Ghouta-Oase nahe Damaskus. Sie verfasste ein ausführliches online-Pamphlet, in dem sie, freilich ohne jegliche Kenntnis von Chemiewaffen, versuchte zu beweisen, dass die Videos des Angriffs gefälscht seien. Dieses Dokument einer „neutralen Nonne“ diente dann Sergej Lavrov als Beleg für die Zweifel an der Version eines Giftgasangriffs durch das Regime. Vergangenen Herbst tauchten dann auf der Facebook-Seite der regimetreuen Miliz Muqawama as-Suriya des türkisch-stämmigen Alawiten Mihrac Ural Fotos auf, die den ehemaligen marxistischen Stadtguerilla Ural mit Mutter Agnes zeigten. Ural und seine Gruppe haben durch die angebliche Beteiligung an dem Massakar in Baniyas (Gouvernement Tartus) zweifelhafte Berühmtheit erlangt.
So kann es leicht passieren, dass sich westliche Konservative auf diese Kirchenvertreter beziehen, ohne freilich zu wissen, welche politische Agenda diese befolgen. Oftmals vertreten diese Geistlichen Positionen hinsichtlich Assad, Hizballah oder auch Israel, die diese eigentlich als Gesprächspartner ausschließen würden, wie der Journalist Michael Weiss für das libanesische Onlineportal Now. ausgeführt hat.
Bei der Heritage Foundation, dem wahrscheinlich konservativsten großen außenpolitischen Think Tank in Washington, hat man erst kürzlich erfahren müssen, welche Positionen bei solchen KirchenvertreterInnen als Gästen zu Tage treten können.
Video: Marked for Destruction: The Plight of Syria’s Christians with Syrian Christian Leaders
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Tobias Lang is a political analyst based in Vienna, Austria, and the author of Die Drusen in Libanon und Israel (“The Druze in Lebanon and Israel”). He operates the blog MENA Minorities and tweets under @tob_la.