100 Jahre Arbeit für den Frieden

Am vergangenen Wochenende lud die österreichische Zweigstelle des Internationalen Versöhnungsbundes (IVB) zur Drei- Jahres- Tagung ein, und bot, bereits unter dem Schatten des Jubiläumsjahres 2014, mit dem Titel „100 Jahre Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit, 100 Jahre Internationaler Versöhnungsbund“ eine Reihe von Vorträgen und Workshops rund um das Thema ´gewaltfreie Friedensarbeit´ an.

Birgit Gasser, Shabka
Birgit Gasser, Shabka

Am ersten Abend, Freitag dem 15. November, erzählten Hildegard Goss- Mayr und ihr Bruder Norbert Mayr über den IVB im Wandel der Zeit, beide sind , wie ihr Vater vor ihnen, seit Jahrzehnten aktiv im Bund tätig und besonders Hildegard Goss- Mayr erhielt zusammen mit ihrem bereits verstorbenen Mann Jean Goss zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen für ihren weltweiten Einsatz. Gewaltfreie, interkonfessionelle Friedensarbeit stellt seit über 100 Jahren eine große Herausforderung dar, von den Anfängen am Beginn des Ersten Weltkrieges über die Repression linker und pazifistischer Organisationen unter dem österreichischen Ständestaat bzw. Hitler- Deutschland bis hin zu den Problemen, die ein auf Gewaltlosigkeit und Respekt aufbauender Dialog zwischen Ost und West im Kalten Krieg mit sich brachte.

Birgit Gasser, Shabka
Birgit Gasser, Shabka

Samstag 16. und Sonntag 17. November teilten sich die Anwesenden in Arbeitsgemeinschaften auf um neue oder verbesserte Ansätze für ein zukünftiges Wirken des Versöhnungsbundes in verschiedenen Themengebieten (z.B. Bildungsarbeit, Friedenspolitik, Politische Spiritualität, etc.) zu erarbeiten. Diese Arbeit ist Teil eines langfristigen, von einer Expertin begleiteten Analyse- und Organisationsentwicklungsprozesses, dem sich der IVB seit einigen Monaten unterzieht. Ein solcher Prozess kann dem Versöhnungsbund in Österreich, sofern er denn gut gestaltet wird, viele Vorteile bringen und ihm vielleicht endlich die Aufmerksamkeit verschaffen, die sich die Idee der gewaltfreien Konflikttransformation und der Versöhnung verdienen. Da der IVB in der österreichischen Öffentlichkeit kaum bekannt ist wird er großteils von „Veteranen“ der großen Friedensbewegungen der 60er bis 80er Jahre getragen. Zwar sind auch einige junge Mitglieder sehr aktiv engagiert; auf die scherzhafte Frage einer der jüngeren Anwesenden aber, wer denn nun die Revolution im Versöhnungsbund lostreten würde, folgte als Antwort eher betretenes Schweigen und Kichern.

Der Versöhnungsbund trägt seit mittlerweile 100 Jahren die Idee der Gewaltfreiheit und des (Positiven) Friedens in die Welt, braucht aber in Österreich stärkeren und frischeren Wind unter den Segeln, um seine Mission auch weiterhin verfolgen zu können. Öffentlichkeitsarbeit wird dabei sicherlich eine wichtige Rolle spielen, deshalb bemüht sich der Bund auch vermehrt durch Veranstaltungen sichtbar zu werden, wie beispielsweise am Samstag, 23. November bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Religion – Hindernis für den Frieden oder….“ bei der auch der Versöhnungsbund anwesend sein wird und zu dem wir an dieser Stelle noch einmal alle LeserInnen herzlich einladen wollen.

Obwohl der IVB sich als interkonfessionelle Organisation versteht, ist er in seinem Handeln doch sehr stark christlich geprägt; Gespräche mit den Anwesenden bestätigten mir diese Problematik, es gibt anscheinend nur wenige Nicht- Christen die sich im IVB aktiv engagieren wollen, obwohl sich der Bund stark um eine höhere religiöse Diversität bemüht. So gestalteten sich die Diskussionen und Tagesordnungspunkte wie beispielsweise der “Spirituelle Ausklang” doch hauptsächlich unter dem Schirm der abrahamitischen Religionen (insbesondere des Christentums), Schlagworte wie “Gottvertrauen” und “Schöpfungsverantwortung” sowie das abschließend gemeinsam gesungene “Oh when the saints go marching out” sind für Menschen ohne eine ähnlich starke religiöse Verwurzelung wie mich etwas seltsam mitzuerleben. Trotz meiner persönlichen Distanz zu institutionalisierten Religionen ist es doch die Botschaft des Versöhnungsbundes, oder vielmehr die Mahatma Gandhis die mich zu dieser Veranstaltung hinzog: “Es gibt keinen Weg zum Frieden. Frieden ist der Weg.”

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