Unbehagen im modernen Staat: Über die Grundlagen staatlicher Gewalt

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9783837623680

Maximilian Lakitsch

Unbehagen im modernen Staat

Über die Grundlagen staatlicher Gewalt

transcript Verlag, Bielefeld 2013, 241 Seiten, 29,80 €

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„Was ist ein Staatsrand?“ (142) – Maximilian Lakitsch beschäftigt sich mit den Schattenseiten moderner westlicher Staaten, die allgegenwärtig scheinen: Abschiebungen, Apartheid, politische Flüchtlinge und Gewaltexzesse staatlicher Behörden. Die Idee „Staat“ basiert laut Lakitsch präzise gefasst auf der Fähigkeit, permanent zwischen Innen und Außen unterscheiden zu können und diesen „Rand“, der im Unterschied zur einfachen „Grenze“ nicht notwendigerweise im geografischen Raum liegt, auch ständig für alle sichtbar mit Gewalt durchzusetzen.

Diese Gewalt bewege sich automatisch außerhalb jener staatlichen Strukturen, die als einzige über Legitimität und Legalität solcher Machtausübung richten könnten. Die These lautet deswegen: „In modernen Staaten wird es immer einen Staatsrand und alegitimes Gewalthandeln seitens des Staates geben.“ (149) Lakitsch wagt sich mit dieser These, die er bedacht und in Auseinandersetzung mit Carl Schmitt, Walter Benjamin und Giorgio Agamben sehr nachvollziehbar entwickelt, im Vergleich zu thematisch verwandten Publikationen erfrischend weit nach vorne.

An den Anfang seiner Überlegungen stellt er das diffuse Unbehagen, das ein großer Teil der westlichen Welt angesichts des wiederkehrenden Gefühls der Illegitimität bestimmter Handlungen ihrer staatlichen Institutionen empfindet – handele es sich nun um absurde Abschiebungen von EU-Bürgern innerhalb der EU oder um surreal erscheinende Grenzkonflikte im Nahen Osten. Dieses Unbehagen steht gleichzeitig im Widerspruch zu der weitgehenden Legitimität dieser Staaten an sich. Der Autor nimmt beide Seiten dieses Widerspruches ernst und lässt so seine im Ansatz dialektische Argumentation in eine Genealogie verschiedener Erscheinungsformen von Staatsrändern münden. Das Ende kommt allerdings unvermittelt: Staatsränder seien unvermeidbar, und so würde sich das beunruhigende „Donnergrollen“ (221), das von Gegenden wie dem Gaza-Streifen ausgeht, eben auch nicht abstellen lassen – eine wissenschaftlich valide, politisch allerdings unbefriedigende Position.

Diese Rezension wurde unter diesem Link vorab auf dem Portal für Politikwissenschaft veröffentlicht.

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